JOANNA SCHULTE
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INPUT - OUTPUT, SCHWARZ

Licht/Klanginstallation 2019

Global Forest, St Georgen im Schwarzwald

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Textauszug aus der Eröffnungsrede, Kunstverein Global Forest von Viktoria Wilhelmine Tiedeke

"... die Asymmetrie als Beweis für den Symmetriebruch und es gilt: je erfolgreicher Wissenschaft und Technik sind, desto undurchsichtiger und dunkler werden sie, es interessiert das In und das Out und das Dazwischen, das könnte schwarz sein, tief und bodenlos, einfach wunderbar!" (Joanna Schulte)

Während ihres dreiwöchigen Residenzaufenthaltes im Kunstverein Global Forest rückte die Auseinandersetzung mit dem „Schwarzen“, als Sinnbild für das Unbekannte/Verborgene, ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. Wie blicken wir auf das, was wir nicht kennen, und über das wir mutmaßen müssen? Was vermögen wir in den Tiefen des „Schwarzen“ zu erkennen? Was nehmen wir, vom Verborgenen war? Joanna Schulte zeigt uns in den Arbeiten ihrer Ausstellung ihre subjektive Perspektive auf unterschiedliche, uns z.T. bekannte Bildkonstrukte, aber auch auf das, was dahinter im Verborgenen liegen könnte und das sie über die gezielte Inszenierung von Dysfunktionalitäten zum Vorschein bringt:

Das Licht und Schattenspiel einer schwarzen Diskokugel, die sich im Ausstellungraum punktuell über die Wände, Objekte und die BesucherInnen legt, ist als Schatten zugleich platonisches Abbild der Kugel, also eine Vereinfachung und Abstraktion des Originals, und potenziertes „Schwarz“ in potenzierter Undurchsichtigkeit. Eine Klangkomposition aus Geräuschen, aufgenommen in St. Georgen, kitzelt aus der alltäglichen, unbestimmten Geräuschkulisse der Stadt Klangelemente heraus und beschwört dabei einzelne Objekte vor dem geistigen Auge herauf. Abstrakte Landschaften der Salpeter-Kristalle, die bis vor der Renovierung des Ausstellungsraumes an seinen Wänden sichtbar waren, zeigen, was heute unsichtbar ist – und  doch, im Umkehrschluss, Teil des Gebäudes bleibt. In Fotografien hat die Künstlerin diese Landschaften festgehalten. Sie können in Diabetrachtern von den BesucherInnen erschlossen werden. In weiteren Arbeiten lässt die Künstlerin verstummte Klänge eines Librophons auferstehen.

 

In einem Video von einem Lehrmodell über die Höhen und Tiefenschrift der Schallplattenpressung, das sie selbst im Deutschen Phonomuseum aufgenommen hat, verfolgt sie die Spur der Nadel, die stetig vorgefurchten Bahnen folgt. Die Perspektive der Künstlerin im Video ist eine abstrahierende Zäsur in der pädagogischen Ausrichtung des Vermittlungsmaterials. Ein für sich stehender Werkkomplex ist die Edition „An Oliver“, die Joanna Schulte für St. Georgen geschrieben hat. In den Umschlägen alter Erstagsbriefe aus der DDR sendet sie Briefe an die fiktive Person Oliver, mit dem sie seit 2012 eine kontinuierliche, wenngleich einseitige Korrespondez unterhält. Da der Adressat ohne Adresse angegeben ist, werden die Briefe, nachdem sie die Bürokratie der Post durchschritten haben, an die Absenderin retourniert, bzw. an die jeweiligen Kunstinstitutionen zugestellt, die die Künstlerin als Absender angegeben hat. In der Werkserie „An Oliver“ wird der Adressat zur Projektions- und Wunschfigur, die weit über die Suche nach der Person Oliver hinausgeht. Oliver ist Sehnsuchtsort schlechthin. Im Erscheinungsbild des mehrfach verwendeten Umschlages wird Zeit dabei relativ – sprunghaft und von Dauer zugleich; Sehnsucht zeigt sich vielgestaltig, universell. So changiert die Arbeit zwischen historischem Dokument, bild-politischem Zeitzeugnis und autobiografischer Geste. Sie wird zum poetischen Spiel mit dem Sichtbaren und Unsichtbaren.

Die Ausstellung „INOUT OUTPUT, SCHWARZ“ nimmt die BesucherInnen mit auf eine Reise entlang zahlreicher opaker Objekten, die in ihrer Undurchsichtigkeit jeweils voller Überraschungen stecken. Joanna Schulte lehnt sich mit dem Titel an Wissenschaftsmodelle der Kommunikationstheorie an, in dem Sinne reflektiert sie ihren Input als Künstlerin sowie die Präsenz der Objekte selbst im Verhältnis zum Output, der schließlich für die BesucherInnen erfahrbar ist. Zugleich unterstreicht sie den in ihrem vorangestellten Zitat ausgedrückten Prozess der Übersetzung, vom Input zum Output, der als solcher uneinsichtig im Verborgenen bleibt und dort im Dunklen liegend „schwarz“ ist und doch essenziell, für die Gestaltung der Werke. Um dieses kontinuierliche Wechselspiel aus Zeigen und Verbergen kreist die Ausstellung in einem fortwährenden Prozess.



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